Amateur- und Profisportler/innen setzen ihren Körper durch intensives Training hohen Belastungen aus. Die Sportosteopathie widmet sich den akuten Beschwerden der Sportler/innen, der Prävention als auch in der Regeneration, speziell bei Überlastungsreaktionen.

sportosteopathie 200Für die entsprechende Phase werden jeweils angepasste Techniken verwendet und mit dem Trainings- und Saisonzielen des/r Sportler/in abgestimmt.
Die Kompetenzen des Osteopathen zur Betreuung von Sportler/innen beinhalten Fachwissen über die sportartspezifischen Belastungen, der Bewegungslehre, Biomechanik, Trainingslehre, Sporttraumatologie, Ernährung, Regeneration, Rehabilitation und natürlich osteopathische Grundkenntnisse.

Die Analyse des funktionellen Zusammenspiels von Muskeln, Faszien, Sehnenansätzen und Knochen im Kontext der spezifischen Belastungs- und Bewegungsmuster der Sportler/innen bilden die Behandlungsgrundlage.

Jegliche Fehlfunktion, die die biomechanischen Abläufe stören, gilt es zu identifizieren und zu behandeln, um optimale Bewegungsvoraussetzungen zu schaffen und die Leistungsfähigkeit der Sportler/innen zu optimieren.

Nicht nur Verletzungen werfen Sportler/innen in Ihrer langfristig angelegten Trainingsplanung zurück, sondern vor allem Überlastungsreaktionen, als Folge der hohen Trainingsintensität.

Fallbeispiel einer Überlastungsreaktion

Eine besonders hartnäckige Überlastungsreaktion stellt eine nichtinfektiöse Schambeinentzündung (Osteitis pubis) dar, das Vorkommen (Inzidenz) ist häufig und liegt bei 7% (1). Die Schambeinentzündung gilt als typische Überlastungsreaktion (2) und ihr Vorkommen ist hoch bei Tritt- und Laufsportarten (3). Schmerzen in der Schambeinregion, der Oberschenkelinnenseite und der Leistenregion sind die Symptome der Schambeinentzündung (1).

Die allgemeinen Therapieansätze sind vielfältig und reichen von Schonung, Physiotherapie (4), medikamentöser Therapie, entzündungshemmenden Injektionen bis hin zum chirurgischen Eingriff (5).

Osteopathisch gedacht, sind biomechanische Störfaktoren zu minimieren, die sich in der Kraftübertragung negativ auf die Schambeinregion auswirken (6).

Mögliche Ursache-Folge-Ketten, die sich auf den Beckenring auswirken, werden in der Behandlung berücksichtigt. Ein länger zurückliegendes Umknicktrauma eines Fußes kann Auslöser einer Beckenfehlstatik sein (7), die bei hoher Belastung, durch beispielsweise intensives Lauftraining, zu Dysbalancen der Muskulatur in der Beckenregion führt(3).

Die Muskulatur der Oberschenkelinnenseite und der geraden Bauchmuskulatur übertragen Kräfte durch ihre Sehnenansätze auf das Schambein (8) und können bei vermehrter Anspannung die Reizung des Schambeins verstärken
Im skizzierten Fallbeispiel ist es sinnvoll Fußwurzelblockaden zu lösen, die Beckenstatik zu korrigieren und die Spannung, der am Schambein ansetzenden Muskeln, zu harmonisieren, um die Voraussetzung für das Ausheilen der Schambeinentzündung zu schaffen (7).

Darüber hinaus ist die lokale Durchblutung in der Schambeinregion zu verbessern, um die Basis zur Ausheilung des Entzündungsprozesses zu ermöglichen, sind mögliche Kompressionen auf Gefäße (Entrapmentsyndrome) zu behandeln (7,9).

Etwaige Einflüsse der Organe im Becken oder in Relation stehender Nerven, die die Schambeinregion beeinflussen, sind ebenfalls zu prüfen (7,8,9).

Den Sportler/innen werden Eigenübungen vermittelt, die den Rumpf stabilisieren und die Hüftbeweglichkeit verbessern sollen und zu einer muskulären Balance beitragen sollen (10).

Dieses Fallbeispiel zeigt auszugsweise die Komplexität eines möglichen osteopathischen Behandlungsansatzes und gleichzeitig, dass die Sportosteopathie den osteopathischen Grundprinzipien unterliegt.



1 Osteitis Pubis in Athletes. Infection, Inflammation or Injury?; Peter A. Fricker, Jack E. Taunton & Walter Ammann, Sports Medicine volume 12, pages266–279 (1991)
2 Athletic Osteitis Pubis; Corey J. Hiti, Kathryn J. Stevens, Moira K. Jamati, Daniel Garza & Gordon O. Matheson MD, PhD, Sports Medicine volume 41, pages361–376 (2011)
3 Macintyre J, Johson C, Schroeder EL. Groin pain in athletes. Curr Sports Med Rep. 2006;5:293–9.
4 Manuelle oder Bewegungstherapie bei langjährigen adduktorbedingten Leistenschmerzen: eine randomisierte kontrollierte klinische Studie A Weir, J Jansen, IGL Van de Port, HBA Van de Sande... - Manuelle Therapie, 2011
5 Adductor tenotomy: its role in the management of sports-related chronic groin painHenry Dushan E. Atkinson, Parminder Johal, Mark S. Falworth, Vijai S. Ranawat, Benan Dala-Ali & David K. Martin Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery volume 130, pages965–970 (2010)
6 Postural balance asymmetry and subsequent noncontact lower extremity musculoskeletal injuries among; Tunisian soccer players with groin pain: A prospective case control study Author links open overlay panel Fatma Chaaria, Sébastien Boyasb, Sonia Sahlia, Thouraya Fendria, Mohammed A.Harrabia, Haithem Rebaia, Abderrahmane Rahmanib
7 Biomechanik in Osteopathischer und Manueller Medizin; Hinkelthein E., Weitendorff A., 1. Auflage, Stuttgart; Thieme, 2019
8 Anatomie für Osteopathen, Magga Corts, 1. Auflage, Stuttgart, Thieme 2019
9 Pudendal nerve entrapment in a bareback rodeo cowboy: A case study Lafave, M. R, Sutter, B.,International Journal of Osteopathic Medicine 2012/06, 15(2):78-82. doi: 10.1016/j.ijosm.2012.03.002
10 Hip and groin pain: physiotherapy and rehabilitation issues, A Quinn - The open sports medicine journal, 2010